„Ich brauch das!“ Drei kleine Worte, die jedes Elternhirn kurz einfrieren lassen. Wirklich? Braucht er oder sie das? Brauchen ist ein starkes Wort – und meistens auch das falsche. Denn der Ursprung der Nörgelei ist in fast allen Fällen eben kein echtes Grundbedürfnis, sondern der blanke Neid.
Die Folge: Kinder und Jugendliche wollen etwas jetzt sofort (das Überraschungsei!) oder etwas sehr Teures (die sehr coolen 180-Euro-Treter!). Und die am besten per Express. Ganz egal, ob Schokolade, Glitzersticker oder Sneaker – in dem Moment, in dem das Gehirn den Wunsch entwickelt, geht es gar nicht um die Sache. „Es geht um das Gefühl, weniger zu haben“, sagt die Wissenschaft, die bestätigt, dass sich ein Mangel im Gehirn anfühlt wie echter Schmerz. Forschende aus Japan haben gezeigt, dass bei Neid dieselben Hirnregionen feuern wie bei starken Zahnschmerzen.
Kein Wunder wollen Kinder beim Anblick eines neuen iPhones plötzlich sofort ein eigenes – und Eltern, dass der Schmerz aufhört. Reflektierten Menschen ist klar: Hier sollte man unbedingt stark bleiben. Oder wenigstens kein schlechtes Gewissen haben, wenn man es sich schlicht nicht leisten kann oder möchte. Aber wie geht das?
Die Aussicht auf ein glückliches Kind ist für die meisten so verlockend wie ein kühles Eis im Sommer. Viele verschulden sich sogar, um ihren Kindern Wünsche zu erfüllen. Dabei ist das genau das falsche Signal, sagen Kinderpsychologen. Denn – ganz grob – nur wer verzichten lernt, freut sich an dem, was er sich später leisten kann.
Die Frage ist: Was tun? Was antworten auf ein herzzerreißendes „Aber der Samuel hat das Neue…“? Und wie sollen Kinder reagieren, wenn sie für ihre „absolut peinlichen“ Schuhe gemobbt werden? Der Trick: gar nicht auf die Sache eingehen – sondern aufs Gefühl achten.
Ein Beispiel? Gerne! Hier kommen Wohlfühlantworten für kleine und große Kinder, die übrigens auch Erwachsenen helfen, wenn der Nachbar die teurere Reise macht: „Neidisch? Das fühlt sich doof an, nicht wahr? Hättest du das jetzt auch gerne?“ Oder: „Das sieht cool aus. Was gefällt dir daran?“ Oder drittens (die ultimative coole Antwort): „Wenn du das wirklich willst, können wir zusammen überlegen, wie du es dir verdienen kannst.“
Raus aus der Opferrolle, rein ins Machen. So gewinnen Kinder und Jugendliche die Kontrolle zurück und bilden mit ihren Eltern ein Team gegen fiese Foppereien. Nach außen klingt die Verteidigung auf „Was hast du denn für peinliche Schuhe?“ in etwa so:
Ganz einfach: „Ich mag sie. Du nicht?“
Humorvoll: „Lustig, gell?“
Ganz kurz: „Macht nix.“
Oldschool: „Geschmäcker sind verschieden.“
Für Teenager: „Du bist Schuh-Influencer? Sag Bescheid, wenn es Rabatt gibt!“
Sehr schlagfertig: „Klar ist das peinlich – ich arbeite schließlich daran, dich zu übertrumpfen!“
Ganz entspannt: „Ich wusste nicht, dass Modenschau ist. Ich dachte, es sei Mathe.“
Weil es am Ende nicht um Schuhe, Handys oder Überraschungseier geht,
sondern um innere Größe. Darum, dass Kinder (und wir Erwachsenen) lernen, Neid zu erkennen, ohne sich davon leiten zu lassen. Denn das Gefühl ist und bleibt einfach menschlich. Nur wie wir damit umgehen, macht den Unterschied.
